Die Reiseroute

Auch der Grau-bunte erinnerte sich an diesen Beschluss.
"Ja, das wollten wir. Wir könnten hier im Feld ausruhen und bei Anbruch der Dunkelheit weiterziehen." Dann schaute er zu Falcon, mit einem Blick wie ihn ein Welpe auf seinen Vater richtete, wenn dieser etwas bedeutungsvolles zu verkünden hatte.
Und so war es tatsächlich. Arion hegte für diesen schwarzen Wolf sehr ähnliche Gefühle. Fast so als wären sie Vater und Sohn und Ben sein großer Bruder. Auch wenn sie alle eigentlich jünger waren. Was wird wohl sein, wenn ich selbst Vater werde? Kann ich das schaffen? Falcon wird mich sicherlich unterstützen, wenn es zu schwierig wird... dachte er und erwartete Falcon's Antwort.

Mit einem Lächeln sah sie wie Arion im Feld herum sprang. Es rasten zwar zwei Kaninchen auf Ben und Ramira zu, jedoch konnte sie ihre Augen nicht von ihrem Gefährten abwenden. Außerdem war sie sich sicher das Ben sich schon eins fangen würde wenn er hunger hatte.
Schließlich kam Arion zu ihr und sie sah ihn dankend an als er der Fähe ein Kaninchen vor die Pfoten legte. Die braune Fähe kauerte sich hin und fing an genüsslich an der Beute zu nagen. Während sie ein bisschen kaute blickte sie sich um. Ramira überleckte kurz und schluckte das Stück Fleisch runter. "Hm. Wollten wir Tagsüber nicht eigentlich rasten? Ich meine wegen den Menschen und so..." murmelte sie an das ganze Rudel gewand und blickte jeden kurz fragend an nach dem sie noch einen bissen des Kaninchens zu sich genommen hatte.

Im ersten Moment etwas erschreckt über Falcon's plötzliche Bewegung, sprang Arion auf die Pfoten. Sein Kopf ruckte herum und er prüfte, ob es eine Gefahr für Ramira sein könnte. Als es jedoch nichts zu fürchten gab, entspannte er sich sichtlich.
Dann blinzelte Ramira zu. "Los, komm, wir fangen uns ein paar." Und schon "hüpfte" er los.
Irgendwie schien Arion aus allem eine riesen Attraktion zu machen. Nach Außen war natürlich nicht sichtbar, aus welchem Grund er das tat. Wollte er einfach auffallen, sich interessant machen oder war es eine Unsicherheit, die er zu überspielen versuchte? Niemand wußte es.

Jetzt, jedenfalls, sprang er herum, fast so als wollte er ein Kaninchen nachahmen. Dabei ließ er sich immer wieder auf die Vorderbeine runter, wedelte auffordernd mit der Rute und machte den nächsten Sprung. Dabei grinste er schelmisch und voller Vergnügen.
Dann verschwand er mit einem plötzlichen, großen Satz, im nächsten Getreidefeld.

In den folgenden Minuten sah man ihn nicht, hörte aber deutlich, wie er jagend durch die Halme sprang. Drei Kaninchen hüpften panisch aus dem Feld hervor und geradewegs auf Ben und Ramira zu, während Arion weiter durch's Getreide jagte. Manchmal wuffte er vergnügt, ab und zu machte er auch einen hohen Sprung, sodaß er kurz aus dem Feld auftauchte und sofort wieder darin verschwand.

Dann lief er einige Zeit, mal hierhin, mal dorthin, durch die Getreidestengel und schließlich wurde es still. Bevor er wieder satt und zufrieden mit zwei erlegten Kaninchen im Maul herauskam, war eine Weile Schmatzen und das Knacken von Knochen zu hören.
Das größere der beiden legte er vor Falcon auf den Boden, das andere vor Ramira.
Dann setzte er sich neben sie und forderte sie mit einem Nasenstupser auf, sich zu stärken.

Falcon kam knapp hinter Ramira an. Er schüttelte sich und seine Pfoten juckten. Am liebsten wäre er sofort wieder losgerannt, doch er wartete auf Ben und Arion, die kurz darauf ebenfalls ankamen.
Schwanzwedelnd stupste er Ben an und entdeckte ebenfalls das Kaninchen. Falcon warf Ben einen bedeutenden Blick zu, dann machte er einen Satz und erlegte das Kaninchen mit einem gezielten Biss in den Nacken.

Ben beobachtete Falcon und verstand. Mit einem Jaulen sprang er auf seinen Freund los und riss ihm das Kaninchen aus dem Maul.
Mit einem empörten Knurren setzte Falcon ihm nach, kurz darauf rollten die beiden ausgelassen über die Wiese.

Doch schließlich siegte Falcon und verschlang das Kaninchen mit drei Bissen.
"Lasst uns eine kurze Pause machen!" rief er seinen Rudelkameraden zu. "Hier gibt es jede Menge Kaninchen!"
Außerdem konnten sie sich hier etwas von dem Schrecken erholen, der allen noch etwas in den Knochen saß.
Ein Rascheln riss Falcon aus den Gedanken, zielsicher setzte er ins hohe Gras und erlegte ein weiteres Kaninchen.
Er merkte, wie hungrig er war und tat sich an den vielen Tierchen, die hier rumhoppelten, gütlich. Ab und an fing er auch eine Maus.

Als Falcon schließlich satt war, setzte er sich nieder und wartete mit aufgestellten Ohren auf seine Rudelgefährten, wobei er aufmerksam seine Umgebung beobachtete, damit ihm keine Gefahr entging.

Der Grau-bunte atmete hörbar ein und wieder aus. Dann neigte er den Kopf zur Seite und blickte Ramira an. In seinem Gesicht war immer noch etwas von dem Welpen sichtbar, der er vor Kurzem noch war und seine Augen sahen noch immer unschuldig und fast etwas "treu-doof" in die Welt.
"Aber nein, das will ich niemals tun. Das ist nicht meine Absicht. Sollte ich Dich irgendwie verletzen, dann lass uns darüber sprechen. Ich tue das niemals absichtlich. Versprochen." Den letzten Satz, der ihm durch den Sinn ging, ließ er unausgesprochen. Lieber würde ich das Rudel verlassen, als Dich mit meiner Gegenwart zu quälen, wenn ich Dir das Herz brach.
Im Hinterkopf hatte Arion durchaus den Gedanken, was sein würde, wenn alles doch nicht wie geplant verliefe. Nein, er wollte gewiss nicht Streitpunkt sein oder Grund für Schmerz und Trauer. Andererseits wollte er selbst auch nicht verletzt oder verlassen werden. Was würde er tun, wenn sie ihm das Herz brach? Er schob diesen Gedanken energisch bei Seite.
Er entspannte sich und kuschelte sich wieder an seine Liebste.
Was auch immer die Zukunft bringen würde, er war bereit, sich dem zu stellen.
Sein Blick fiel auf Ben und Falcon. Wie ging es ihnen wohl? Waren sie auch bereit? Arion war entschlossen, für das Rudel alles zu geben.
Seitdem sein Vater fortgegangen war, fühlte er etwas ähnliches, ihm und seinen Brüdern gegenüber. Eine Frage hätte er gerne mit seiner übrigen Familie geklärt: Hatte er, Arion, seine Familie verraten dadurch, daß er nicht mit ihnen gegangen war? Oder war alles am Ende doch nicht so schlimm, wie sein schlechtes Gewissen ihm glauben machen wollte? Wie dem auch sei, er mußte sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, sonst wäre am Ende ganz sicher alles vergeblich.

Ramira erwiderte all die schönen Gesten von Arion. Sie rollte sich ebenfalls auf die Seite und lauschte den Komplimenten von ihrem Geliebten. Mit einem liebenden Blick schaute sie ihn an und schmiegte sich an ihn. Verliebt sog sie seinen Duft ein, behielt sich sein Anblick im Gedächniss auf das sie ihn nie vergessen möge. " Ich liebe dich auch Arion." flüsterte sie zurück. "Ich liebe dich mehr als alles andere und ich weiß genau das du ein guter Beschützer für unsere Famielie sein wirst. Aber versprech mir das du mir niemals mein Herz brechen wirst..." Bittend sah sie ihn an. Er durfte ihr nicht das Herz brechen. Nein niemals. Aber da fällt mir ein das Falcon meinte das Ben und ich so was wie Seelenverwandte seien... Schnell schüttelte sie den Gedanken von sich und blickte weiter zu ihren geliebten Arion.

Arion nutzte die Gelegenheit, bevor Falcon zum Aufbruch aufrief, um seiner Liebsten nahe zu sein. Er trat neben sie, steckte seine kleine, schwarze Nase in ihr Fell und kuschelte sich an sie. Liebevoll strich seine Zunge über ihr Fell.
Er genoss diese Augenblicke. Dann streckte er sich ausgiebig und gähnte. Der Graue rollte auf die Seite. Mit angezogenen Vorderläufen lächelte er Ramira an.
"Du bist wunderschön." hauchte er. "Wenn Du mich anschaust, fühle ich mich, als wäre ich der Nabel der Welt. Du wirst bestimmt eine gute Mutter für unsere Welpen sein. Danke, daß Du mich auserwählt hast, der Vater unserer Welpen zu sein." Nach einem langen Blick, der ihr Bild tief in sich einsog, sagte er: "Ich liebe Dich, Ramira."

Ramira musste leicht schmunzeln als sie sah wie vorsichtig ihr Gefährte diese Ebene überquerte. Er wird aufjedenfall gut auf seine Welpen achten... schoss es ihr kurz durch den Kopf, verdrang den Gedanken jedoch erstmal. Erst mal mein neues Zuhause kennen lernen! Erwartungsvoll blickte die Fähe nun zu Falcon konnte jedoch ein ausgiebiges Gähnen nicht unterdrücken. Was wird wohl alles passieren wenn wir angekommen sind? Wie wird die Rangordung sein? Werden wir auf unserer Reise noch Menschen über den Weg laufen? All diese Fragen schwirrten nun in ihrem Kopf und sie wusste von keiner frage die Antwort.

Der graue Rüde tat sich schwerer als seine Rudelkameraden.
Er konnte natürlich auch nicht still stehen bleiben und so lief er ein Stück, hielt an, sah sich sichernd und witternd um, um dann das Spiel so lange zu wiederholen, bis auch er am Baum angelangt war. Fast hätte man meinen können, er sei eine umsichtige Fähe, die mit ihren Welpen diese Ebene überqueren wollte.
Als er recht spät am Baum eintraf, senkte er verlegen den Kopf und sah sein Rudel dann aufrecht aber verlegen an. "Naja, ich wollte halt vorsichtig sein. Ähm,...ich kenne diese Gegend nicht. Wer weiß, was sich alles zwischen den hohen Halmen verbirgt...."
Und genau in dem Augenblick erklang ein lautes Rascheln aneinander reibender Halme, eindeutig bewegt von irgend einem größeren Wesen, dem Geräusch nach.
Arion sprang ein Stück zur Seite, damit auch die anderen Platz hätten, um einem Gegner entgegen zu treten.
Etwas bewegte sich hektisch durch die Getreidehalme neben ihnen.
Erst jetzt gebrauchte Arion seine Nase und sog den Geruch ein, den der Angreifer verströmte.
War das etwa Angst?

Und tatsächlich. Hochgradig angespannt konnte das Rudel zusehen, wie ein Kaninchen zwischen den Halmen hervorschoss. Sie mussten es aufgescheucht haben.
Es hatte beiges Fell und war gut im Futter.
Arion entspannte sich erleichtert und sah ihm ungerührt zu, wie es versuchte, auch an den anderen vorbei zuspringen...

Mit großen glänzenden Augen schaute sie über die wunderschöne Ebene die sich vor ihr erstreckte. Zu gern hätte sie gesagt wie begeistert sie war und es juckte ihr in den Pfoten über die Freie Fläche zu rennen und endlich mal wider richtig auslauf zu bekommen. Als sie die Herrausforderung von Falcon hörte musste sie grinsen. Kommt mir gerade recht! Sofort preschte die hübsche Fähe nach vorne. Setzte schnell und mit langen zügen über die Fläche. Nun sah man wie die Musklen ,der sonst zierlichen Ramira, unter ihrem Fell spielten und sie schnell Vorran brachte. Schnell hatte sie ihren Anfüherer überholt und war nun an der Spitze des Rudels. Auch wenn sie noch etwas müde war weil sie von den Forschern gejagt wurde, hatte sie noch sehr viel Energie. Letztendlich kam sie schnaufend am Baum an blickte zu ihren Rudelgefährten.

Falcon stand mit aufgestellten Ohren und erhobener Rute am Waldrand und blickte hinaus auf die Ebene.
Der Wind bließ ihm ins Gesicht und zerzauste sein Fell. Falcon überkam ein Gefühl von Freiheit, wie er es nur selten gespürt hatte und ihn überkam der schreckliche Drang, loszustürmen.
Doch er widerstand ihm, vorerst.
Aufmerksam sog der große Wolf Gerüche ein, seine Ohren zuckten, auf der Suche nach fremden Geräuschen.
Doch alles war still, lediglich im Wald besangen die ersten Vögel den neuen Tag. Falcon konnte auch nichts besonderes riechen.
Er blickte auf die Ebene. Nichts war zu sehen, die Wiesen und Felder waren wie leer gefegt.
Der Alpha atmete die frische Luft ein und wandte sich an Ben.
"Ist das hier richtig so?"

Ben nickte und hob den Kopf in den Wind. Die Ebene war fantastisch.
"Ja. Das ist die 'Plane of Infinity' Wenn wir sie überqueren, ist es nicht mehr weit."

Falcon war zufrieden und sein Blick suchte die freie Fläche vor sich nocheinmal aufmerksam ab. Nichts... Keine Gefahr... Wir können es riskieren...
Sein Blick fixierte einen großen Baum, der einsam auf den Feldern stand, dann blickte er seine Rudelgefährten grinsend an.
"Wer zuerst bei dem Baum ist!"
Dann stürmte er los.
Der Wind peitschte ihm ins Gesicht und seine mächtigen Pfoten trommelten auf dem Boden.
Falcon genoss das Gefühl, endlich frei zu sein!

Während sich das Rudel dem Waldrand näherte, hob Arion witternd den Kopf. Schon vor einiger Zeit war ihm eine Veränderung der Luft aufgefallen. Doch jetzt war es deutlicher. Sie würden schon bald den Wald verlassen können - hoffte der Graue.
Seine Augen wanderten noch einmal sorgfältig über die sie umgebenden Büsche und Bäume und wie zum Abschied, traten seine Pfoten irgendwie leichter auf den Waldboden.
Dann wurden die Veränderungen sichtbar.
Der Wald wurde zunehmend lichter, die Abstände zwischen den Bäumen etwas größer und die Geländeform wie auch dessen Farbe wechselte von durchgehend grün und braun zu gelb.
Zaghaft ging er mit dem Rudel auf den Waldrand zu. Vor ihnen öffneten sich kräftig gelbe Getreidefelder, die sich abwechselten mit saftig grünen Wiesen.
Darüber hing ein traumhaft blauer Himmel, trotz der sinkenden Temperaturen und die Sonne gab sich lächelnd ein Stelldichein.
War da hinten etwa ein Haus zu sehen, oder war das Gebilde inmitten der malerischen Landschaft anders zu deuten? Arion war sich nicht sicher.
Er blickte jeden des Rudels kurz an, um zu erfahren, wie die anderen der neuen Umgebung gegenüberstanden. Zögerten sie? Hatten sie Angst? Oder waren sie ähnlich vorsichtig wie er?
Zuletzt blieb er auf Ramira ausgerichtet. Wiederrum geriet er ins Schwärmen als er sie ansah und sich ihr näherte. Kurz vor ihr senkte er den Kopf und erhob ihn gleich wieder. Dann, während er neben ihr seine Position fand, wedelte seine Rute ein Wenig hin und her.
Schließlich erwartete er lächelnd Falcon's Meinung zu dem bevorstehenden Abschnitt der Reise.

Ein neuer Tag bricht an. Es beginnt ein schöner Herbstmorgen, die Sonne taucht die Wälder und Wiesen in ein warmes Licht. Tau glitzert auf den Pflanzen und es sind ca. 5°C warm.
Das Rudel erreicht endlich den Waldrand und kann den Wald zurücklassen, an dessen Geschehnisse sie sich noch lange erinnern werden.

Vor ihnen erstreckt sich eine große Ebene. Plane of Infinity. Ebene der Unendlichkeit.

"Du kannst mir übrigends auch alles Erzählen!" sagte sie mit einer etwas kindlichen Stimme zu Falcon und lächelte ihn an. Als er jedoch meinte das Ben und Ramira Seelenverwandte waren hielt sie kurz inne nur um kurz daraufhin mit einem etwas geschocktem Gesicht weiter zu laufen. Wie kommt er denn darauf das die Augenfarbe etwas mit Seelenverwandt zu bedeuten hat? überlegte sie. "Wenn ein anderer Fenriswolf alo auch rote Augen hat, ist er automatisch mit dir Seelenverwandt?" fragte sie ihn dann etwas skeptisch.

Falcon nickte bedächtig.
"Ja. Es ich Fluch und Segen zugleich und für jeden verschieden."
Er blickte Ramira an. "Manchmal tut es gut, wenn man Freunde hat und jemandem alles erzählt.
Als ich Ben kennenlernte wurde alles leichter, wir gaben einander Kraft."
Falcon hielt inne und sah zu Ben hinüber, der sich mit Arion unterhielt. Er freundet sich immer so schnell an... Nicht so wie ich... dachte Falcon etwas bitter.
Dann wandte er sich wieder Ramira zu. "Ja, ihr habt die gleichen Augen und seid deshalb soetwas wie Seelenverwandte."
Falcon kicherte. "Aber sag das besser nicht Arion."

Aufmerksam hörte die Fähe Falcon zu. Sie erschreckte sich ein wenig darüber was die Verwandlung alles bei ihm verändert hatte. Besonders die Versuche mussten schwer für ihn gewesen sein... Nun war sie noch viel erleichterter darüber aus dem Labor zu sein und diese grausamen Versuche nicht durchstehen zu müssen. "Nunja. Für dich war diese Verwandlung Fluch und Segen zu gleich... für mich eher Segen. Schließlich war es wie ein neu Anfang für mich..." sagte sie ehrlich. Als er sie dann auf ihre Augen ansprach wunderte sie sich etwas. " Nein das ist mir noch nie aufgefallen..." antwortete sie ihm und blickte kurz zu Ben hinüber. "Übrigends danke das du mir von deiner Vergangenheit erzählt hast und das obwohl du es eigentlich nicht gerne tust." bedankte sie sich bei ihm und schaute ihn mit ihren grünen Augen freundlich an.

Ben hörte Arion aufmerksam zu. Die Rangordnung...
Er seufzte. "Ich würde selbstverständlich gerne." meinte er aufrichtig. "Ich würde es aber auch respektieren, wenn Falcon jemand anderen wählt. Zum Beispiel dich, Arion. Ich weiß, dass ich nicht der Stärkste bin." Er hielt kurz inne und sprach dann weiter. "Aber ich glaube, dass Falcon das am besten entscheiden kann. Er ist ein guter Alpha und ich habe Vertrauen zu ihm." schloss Ben seine Rede.

Falcon ging zügig voran, den Blick nach vorne gerichtet. Als Ramira plötzlich neben ihn trat, war er zuerst verwundert, hörte ihr dann aber zu.
Als sie nach seiner Vergangenheit fragte, schloss er die Augen.
Es ist schon lange her...
Schließlich blickte er zu Ramira hinunter.
"Ich rede nicht gerne darüber, aber eigentlich hatte ich eine schöne Kindheit.
Ich hatte Freunde, war gut in der Schule und habe sehr viel Sport getrieben, das war das Schönste für mich. Doch dann kam die Verwandlung."
Falcons Gesicht verhärtete sich.
"Sie kam und zerstörte mein ganzes Leben. Meine Mutter hatte mich sehr geliebt, doch als die Verwandlung kam, musste sie wegen Schock ins Krankenhaus. Mein Vater hat alles für mich gemacht. Einmal kam er sogar in die Schule und hat einem Oberstüfler eine reingehauen, weil er mir mein Pausenbrot geklaut hatte."
Falcon seufzte. "Doch mein Vater war es, der mich ohnmächtig schlug und den Fenrisnotruf wählte."
Der große schwarze Wolf schnaubte. "Die Verwandlung kam und hat alles zerstört. Sie hat mich aus meinem Leben gerissen. Meine Eltern hassen mich, jeder, der mit mir befreundet war, wird heute verachtet.
Dann kam ich ins Labor. Ich war verwirrt, ich fühlte mich alleingelassen und einsam. Es vergingen damals nur wenige Nächte, in denen ich nicht einfach nur heulte. Dann kamen die Versuche. Sie waren am Schlimmsten. Aber nicht nur der Schmerz, sonder dieses Gefühl, anders zu sein. Man fühlt sich nicht mehr wie ein normaler Mensch. Wenn die Forscher dich an irgendwelche Maschienen anschließen, die anstarren, als wärst du ein Alien. Dann kommt dieses Gefühl in einem auf. Das Gefühl, dass man etwas Schreckliches ist, dass man böse ist. Ich fühlte mich dreckig und falsch und hätte mich bestimmt umgebracht, wenn es die Möglichkeit gegeben hätte.
Damals war ich gerade 12."
Falcon hielt inne. Er sah in die Ferne und sein Blick war kalt.
"Aber jetzt, sieh mich an. Ich bin frei, ich habe ein Rudel und Freunde. Ich kann Dinge tun, von denen andere Leute nur träumen können."
Falcon blickte in Ramiras Augen. Sie waren die gleichen, wie die von Ben. So grün...
"Deshalb ist die Verwandlung Fluch und Segen zugleich, verstehst du?"
Falcon seufzte und blickte wieder in die Ferne.
"Ist dir schon aufgefallen, dass du die gleichen Augen wie Ben hast?"

Ramira folgte, genauso wieder Rest des Rudels ihrem Anfüherer. Als Arion sich kurz von ihr Entfernte machte sich ein seltsames Gefühl in ihr Breit. Als ob etwas fehlen würde, als ob sie nicht mehr...ganz war. Aber er ist doch da! Er ist doch nur ein paar Schritte von mir Entfernt und trotzdem habe ich dieses Gefühl... sagte sie im stillen zu sich selbst. Dieses Gefühl hatte sie schon gehabt als sie vor den Forschern weg gerannt war. Nun wurde ihr eins dadurch bewusst. Das Arion zu ihr gehörte! Sie war einfach nicht mehr sie selbst ohne ihn. Doch sie lief weiterhin am selben Platz. Schließlich wollte sie auch nicht zu anhänglich sein. Neugirig blickte die Fähe nun durch den Wald als ein Wuffen ihred Gefährten ihre Auferksamkeit weckte. Mit einem fröhlichen und liebenden Blick schaute sie zu ihm hoch und schmiegte sich sanft an ihn. Eine ganze Weile noch blieb sie neben ihm doch irgendwann drang das ungeduldige Kind wider hervor. Die braune Fähe fing an etwas durch die gegnd zu hüpfen und lief irgendwann neben Flacon. " Tut mir nochmals leid..." murmelte sie leise zu ihm. Ihr war bewusst das sie das ganze Rudel in Gefahr gebracht hatte. "Sag mal...wie ist das eigentlich mit deiner Vergangenheit? Kannst du mir davon erzählen?" fragte sie ihn mit einem freundlichen Blick in den Augen. Ramira wollte von allen im Rudel die Freundin sein. Schließlich war sie auch als Mensch immer die Person gewesen zu denen alle hingingen und ihr alles Erzählten. Die Fähe hatte schon früh gemerkt das Falcon sehr verschlssoen ist und hoffte das er irgendwann vielleicht sich jemanden öffnen konnte. Vielleicht hat er ich ja auch schon Ben geöffnet? Schließlich sind die beiden beste Freunde... überlegte sie. Während sie hoffte Flacon mit ihrer Frage nicht zu nahe zu treten, blickte sie ab und zu , zu ihren Gefährten.

Auch Arion folgte rasch dem Rudelführer.
Für eine Weile ging er für sich und hing seinen Gedanken nach. Das neue Revier, die Rangfolge, Ramira und die Welpen...
Was, wenn Falcon das Anrecht auf Nachwuchs doch für sich beanspruchen wollen würde? Nach "normal wölfischem Recht" dürfte er das ohne Zweifel. Hatte er nicht gesagt, daß er sich und die anderen nicht als "normale Wölfe" ansehen durfte? Hm,...Ramira ist die einzige Fähe, wenn jemand Welpen hätte, dann mit ihr...oder wir finden unterwegs elternlose Welpen....Ob wir die auch aufnähmen?

Er sträubte sein Fell und schüttelte sich dann. Er lenkte seine Schritte zu Ben.
Mit seiner schwarzen Nase stupste er ihm an die Schnauze und trottete neben ihm her.
Nach einem tiefen Atemzug sagte er: "Sag mal, willst Du gerne Falcon's rechte Hand sein? Ich meine Beta? Du bist schließlich sein bester Freund und kennst ihn am Besten von uns allen. Ich geb' ja zu, das fiele mir schon schwer, aber....naja, wenn es das Beste für das Rudel ist, hat das Vorrang." Er senkte den Kopf und atmete erneut tief durch. Schweigend lief er neben Ben. Ab und zu ließ er seinen Blick zu Ramira wandern.
Wie schön sie war! Ihre Pfoten, die sanft aber bestimmt über den Boden schritten. Ihr Fell, das ihn an die fruchtbare Erde des Frühlings erinnerte und ihre Augen, die so aufmerksam in die Welt blickten und ihn wie Magnete unwiderstehlich anzogen. Er widerstand dem Drängen eine Weile doch dann hielt es ihn nicht mehr an Ben's Seite.
Er ließ sich zu Ramira zurückfallen. Ein liebevoller, fast auffordernder, Blick, ein kurzes freudiges Wuffen und er lief neben ihr. Und jetzt spürte er deutlich, daß er sich erst hier, an ihrer Seite, als Ganzes fühlte.

Falcon knurrte abfällig und sah Arion für einen Moment etwas ärgerlich an.

Ben kam zu Falcon und stupste seinen Freund entschuldigend an. "Es tut uns ja Leid. In Zukunft werden wir euch informieren, bevor wir irgendetwas gefährliches machen." Er blickte seinen Freund aufrichtig an. "Und ich bin genauso Schuld wie Ramira. Ja, es war ihre Idee, aber ich hätte genauso gehandelt. Außerdem hätte ich ja auch etwas einwenden können und hab es nicht getan."

Falcon atmete tief durch, dann nickte er. "Ist ja schon gut. Ich glaube, ihr habt eure Lektion sowieso gelernt. Es war ganz schön knapp."
Er nickte Arion versöhnlich zu, dann drehte er sich um und ging zügig los.
"Wir sollten jetzt aus dem Wald raus. Ausruhen können wir uns später."

Ben stand und warf Ramira und Arion einen erleichterten Blick zu. "Kommt, lasst uns gehen."
Ben warf noch einen letzten Blick in die Richtung des Labors und fragte sich, warum die Fähe nicht mitgekommen ist.
Wir hätten sie retten können und haben es nicht geschafft... Das bringt das Leben als Fenriswolf leider mit sich.
Schließlich blickte der hellbraune Wolf nach vorne und folgte seinem Rudelführer.

Sie duckte sich und legte die Ohren an als Falcon anfing wütend zu werden. Sie wollte etwas antworten doch einerseits blieben ihr die Worte im Halse stecken und andererseits kam ihr Arion noch zu vor. Erleichtert darüber das ihr Gefährte sie schützte, entspannte sie sich ein wenig. Als Arion sie jedoch anstupste breitete sich ein seltsames Gefühl in ihrem Körper aus und sie bemerkte das es ihm wohl auch so ergang. Doch schnell hatte sie wider ihre Fassung und blickte die beiden Rüden vor sich mutig an. "Es tut mir wirklich sehr leid Flacon", begann sie und neigte den Kopf zu Boden wie eine entschuldigende Verbeugung schaute jedoch gleich wider mit einem starken Blick auf und fuhr fort:" Es war noch nicht mal die Schuld von Ben sondern allein von mir. Ich hatte dieses Labor gerochen und bin sofort der Spur gefolgt und habe mich somit zu weit von Ben entfernt. Als ich dan diese Fähe entdeckt habe, wollte ich nur ein nettes Gespräch mit ihr beginnen doch sie lief gegen das Gitter und löste somit den Arlam aus. Ich musste schnell Handeln denn im nächsten Augenblick kamen auch schon die Forscher." Sie erschauderte kurz als sie sich daran erinnerte. Nun fuhr sie mit einer nicht mehr ganz so starken Stimme:" Es tut mir wirklich von ganzem Herzen leid...die ganze Zeit hatte ich auch bedenken und hoffte das es dem Rudel gut geht und alles gut laufen wird." Die Fähe blickte nun zu Ben und murmelte:" Tut mir echt leid das ich dich da mit reingezogen habe!" Wider mit dem Blick auf Falcon und Ben gerichtet wartete sie auf die Reaktion ihres Rudels.

Bevor die beiden antworten konnten, sprang Arion schützend vor Ramira. Seine Körpersprache, nach Vorn gerichtete Ohren und die aufgerichtete Rute, zeigte deutlich seine Aufregung. Er hielt es für nötig, seine Liebste zu beschützen vor diesem, wenn auch berechtigtem, Ausbruch.
Fordernd trat er einen Schritt auf Falcon zu, hob den Kopf und sagte: "Da drinnen war eine Fähe. Wir wollten sie da rausholen. Ich war auch drin und hab' die Käfigtür aufgeschlossen. Warum sie nicht herauskam weiß ich nicht. Wir wollten sie mitnehmen. Drinnen war auch ein Forscher. Ich glaube er liegt vor der Eingangstür. Wir sollten erstmal so schnell und weit wie möglich von hier fort. Er könnte wieder aufwachen...ich habe ihn nicht getötet. Die beiden hatten gewiss keine böse Absicht." Und jetzt wanderte sein Blick zu Ben und zu Ramira. "Ich bin mir sicher, daß ihr keine Probleme machen wolltet, aber da hat Falcon schon Recht. Es wäre besser gewesen uns erst zu benachrichtigen, daß ihr etwas gefunden habt, als zu zweit so nah heran zugehen und dann auch noch rein." Er ging zu ihr und stubste sie freundschaftlich an der Schnauze.
Und wieder stritten zwei Gefühle miteinander in ihm. Seine Rute wedelte und unter seinem Bauch prickelte es. Nur mühsam behielt er die Fassung. Ein leises Winseln gab er von sich. Dann ging er zu Falcon und leckte ihm beruhigend über das eine Ohr und die Seite seine Schnauze. Nein, Streit wollte er nicht provozieren.
Neben ihm blieb Arion stehen, sodaß er Ramira ansehen konnte und zwinkerte ihr aufmunternd zu.
Ob das warme Prickeln unter ihm wohl mit den Gedanken an Ramira und die gewünschten Welpen zu tun hatte? fragte er sich.

Falcon stürmte durch den Wald. Adrenalin pulsierte in seinen Adern und nahm ihm jede Möglichkeit, stehen zu bleiben. Sein Fell war zerzaust, Dornen zerkratzten seine Beine und seine Augen tränten vom kalten Wind, der ihm entegegen bließ.
Er wollte nur noch weg. Weg vom Labor, raus aus dem Wald.
Seine feinen Ohren sagten ihm, dass Ben hinter ihm war, also rannte er immer weiter.
Irgendwann durchbrach er das Gestrüpp und gelangte zu Arion und Ramira, Hinter ihm kam Ben keuchend zum Stehen. Alle unverletzt. Zum Glück!
Er wandte sich nun Ben und Ramira zu.
"Was um Himmels Willen habt ihr in diesem verfluchten Labor gemacht?!" rief er aufgebracht. "Ihr könnt froh sein, dass Arion und ich euch geholfen haben!" Seine Stimme überschlug sich fast. "Was hätten wir tun sollen, wenn sie euch geschnappt hätten?!"

Ben zuckte zusammen und legte die Ohren an. Er kannte Situationen, in denen Falcon so aufgebracht war und er kannte auch Situationen, in denen er richtig wütend wurde. In beiden Situationen war nicht mit Falcon zu Spaßen.

Falcons Fell sträubte sich und er sah Ramira und Ben ärgerlich an. Seine Augen blitzten und er versuchte, nicht zu wütend zu werden.
Eigentlich hatte er nur Angst um die beiden gehabt. Er hätte es sich nicht verzeihen können, wenn eines der Rudelmitglieder in die Hände der Forscher fallen würde.
Plötzlich vernahm er hinter sein ein Stöhen und fuhr herum. Einer der Forscher regte sich.
Falcon stieß ein lautes Grollen aus. Mit einem wütendem Knurren holte Falcon aus und ließ seine große Pranke auf den Hals des Forschers niedersausen. Blut spritzte. Der Forscher keuchte auf, dann regte er sich nicht mehr.
Falcon wandte sich wieder Ben und Ramira zu und funkelte sie an. "Also?"

[Nicht persönlich nehmen, Ramira :* ]

Ramira schaute Falcon noch kurz hinter her doch kurz darauf wendete sie den Blick gleich wider zu ihrem liebsten. Dieser kam auch auf sie zu und zärtlich erwiderte sie seine Schmuseattaken. Als sie bemerkte wie er immer wider um sie herum sprang und auch einige mal bestieg, ließ sie ihn fürs erste machen doch dann drehte sie sich zu ihm herum. Die Fähe wollte lieber warten bis das Rudel in seinem neuen Heim war und sie alle sicher waren. Liebevoll leckte sie ihm die Brust und über die Schnauze und fing an ihn ein wenig zu putzen. Man sah ihr an das sie nun sehr erleichtert war, jetzt wo sie die Nähe von Arion spürte. Sie spürte seine Liebe und Nähe und genoss diese Gefühl bis in jede Haarspize ihres Felles. Die braune Fähe war immernoch etwas erschöpft jedoch fragte sie sich langsam wo Falcon und Ben waren. Und was ist eigentlich mit der Fremden Fähe?

Obwohl sein Erscheinen ebenso überraschend wie erhaben wirken mußte, fühlte sich Arion gar nicht wohl und schon überhaupt nicht sicher in dieser Situation. Niemals war er je in einen Kampf verwickelt worden, NIEMALS!
Er hatte bisher aus reinem Instinkt und völlig spontan gehandelt. Nun jedoch, da er Falcon davon springen sah, die beiden Forscher in der direkten Nähe, auch wenn der eine tot schien, und seine Liebste gleich dahinter pendelten seine Gedanken von einer Möglichkeit zur nächsten.
Er brauchte sehr lange, um zu einer Entscheidung zu finden und er glaubte in Ramiras Blick den Ausdruck von Verwirrung zu erkennen, weil er so lange, so unschlüssig dastand.
Gut, Junge, ganz ruhig, eines nach dem anderen, dachte er, um sich selbst zu beruhigen.
Dann setzten sich die grau-beigen Pfoten in Bewegung.
Mit der Nase die Spuren und Gerüche aufnehmend und mit dem Kopf schwer am Arbeiten, versuchte Arion der Lage wieder Herr zu werden.
Der erste, am Boden liegende Forscher schien noch zu leben. Der zweite nicht mehr. Und dann stand er vor IHR.
Er freute sich wirklich, daß es ihr gut ging, doch er hatte auch ein schlechtes Gewissen. Er war es schließlich, der nichts gemerkt hatte und ER WAR ES, der Falcon ahnungslos durch den Wald gefolgt war.
Ein Winseln drang ihm aus den Fängen. "Ramira, endlich." hauchte er. Dann ging er auf sie zu, mit gesenktem Kopf während seine Augen zu ihr auf blickten. Die graue Rute mit dem schwarzen Strich darauf, wedelte leicht in halb erhobener Position. Dann schob sich seine Schnauze neben ihre. Und jetzt geschah es um ihn. Seine große Sorge, die sich in Erleichterung zu wandeln begann, ließ ihn ihr ganz nah kommen, er drückte seinen Kopf immer wieder an sie, schob ein-, zweimal seinen Kopf auf ihre Schulter und stieß ihr immer wieder abwechselnd in die Seite und an die Wange. Seine kleine Zunge fuhr ihr über das Fell und die Seite ihrer Schnauze. Während er recht hektisch um die Fähe herumlief, versuchte er außerdem ein paar Mal, aus lauter Überschwang, von der Seite aber auch von Hinten auf sie drauf zu steigen. Und so langsam bekam er eine Ahnung davon, wie es gelingen konnte, daß er mit Ramira später mal Welpen haben würde....